Langes Stillen gefährdet Kinderzähne

Langes Stillen gefährdet Kinderzähne

Stillen ist gut fürs Baby: Diese Botschaft hat sicher jede Mutter schon einmal gehört. Doch wie lange gehört das Kind an die Brust? Eine neue Studie warnt vor einer wachsenden Kariesgefahr bei einer ausgedehnten Stillphase.

Muttermilch ist für kleine Babys die beste Form der Ernährung – darin sind sich internationale Experten einig. Im Jahr 1992 forderte die Weltgesundheitsversammlung eine weltweite Unterstützung des Stillens, seit 1994 betreibt die Nationale Stillkommission in Deutschland Aufklärung. Doch wie lange soll ein Kleinkind von der Mutter an die Brust genommen werden? Zumindest aus zahnmedizinischer Sicht scheint nach neuesten Erkenntnissen ein „so lange wie möglich“ nicht die richtige Antwort zu sein.

 

In einer Studie einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe von der Uni Berkeley wurden 715 Neugeborene aus dem brasilianischen Porto Alegre untersucht. Die Kinder, die alle aus Familien mit niedrigem Einkommen stammen, wurden im Alter von sechs Monaten, 12 Monaten sowie drei Jahren und zwei Monaten auf schwere frühkindliche Karies untersucht (auch early childhood caries, ECC genannt). Eingeteilt wurden die Kinder in Gruppen, die weniger als sechs Monate, 6 bis 11 Monate, 12 bis 23 Monate sowie 24 Monate und länger gestillt wurden.

Erstaunlicherweise wirkte sich eine lange Stillzeit negativ auf die Zahngesundheit aus. Kinder die länger als 24 Monate an die Brust der Mutter durften, zeigten häufiger die schwere Form einer frühkindlichen Karies. Zudem zeigten die Forscher, dass auch die Frequenz des Stillens einen Einfluss hatte. Wurden die Kinder öfter gestillt, stieg auch die Zahl der ECC-Fälle. Studienleiter Benjamin Chaffee geht jedoch nicht so weit zu sagen, dass das Stillen allein die Ursache der Zahnschäden ist. Möglicherweise ist es die Kombination aus Muttermilch und zuckerhaltigen Lebensmitteln, die ein erhöhtes Kariesrisiko ergibt.

Muttermilch selbst fördert die Kariesgefahr kaum, so bleibt es rätselhaft, wie diese Ergebnisse zustande gekommen sind. Erklären ließe sich der Effekt eventuell auch physikalisch: Wenn Babys über eine längere Zeit an Brust oder Nuckel saugen, behindern sie auf der Zahnoberfläche die schützende Wirkung des Speichels – Bakterien könnten dann die Zähne angreifen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt bis zum sechsten Monat eine ausschließliche Ernährung von Babys mit Muttermilch. Danach sollte zusätzlich feste Nahrung gegeben werden. Wichtig ist es darauf zu achten, dass keine Nahrungsreste nach dem Essen im Mundraum verbleiben. Diese haben ein hohes Potenzial, schädlichen Keimen eine Lebensgrundlage zu liefern. Mit einem Tuch lässt sich der Mund des Kindes leicht reinigen. Wann eine Mutter mit dem Stillen aufhören sollte, kann am besten im Gespräch mit dem Kinderarzt geklärt werden. Die erhöhte Kariesgefahr kann dabei durchaus auch ein zu berücksichtigender Aspekt sein.