Nicht nur aggressive Bakterienkiller der Pharmaindustrie schützen vor Zahnbelag und Zahnfleischbluten – auch Mutter Natur hat potente Keimblocker im Angebot.
Als Feuchtigkeitscreme für die Haut, im Joghurt oder als Zusatz im Waschpulver: Aloe Vera scheint eine Allzweckwaffe zu sein, wenn es um gesunde Ernährung und Körperpflege geht. Und in der Tat legen einige Studien nahe, dass das dickblättrige Grasbaumgewächs als Heilpflanze ein wahres Multitalent ist. Genitalherpes und andere Hautkrankheiten sollen sich durch Aloe Vera bessern, ganz allgemein sagt man der Pflanze eine Förderung der Wundheilung und eine Aktivierung des Immunsystems nach.
In den Blättern des Gewächses finden sich eine Reihe von Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen, die das Potenzial zu einer heilenden Wirkung haben. Angeblich hatte schon Christoph Kolumbus immer mehrere Pflanzen an Bord, um damit Verletzungen bei seiner Mannschaft zu kurieren. Wie neuere Studien vermuten lassen, kann Aloe vera auch der Mundgesundheit zugutekommen.
Eine indische Arbeitsgruppe untersuchte an 300 Freiwilligen, wie sich die Plaquebildung bei der Verwendung von einer Mundspülung mit Aloe-vera-Extrakt verändert. Dazu wurde den Testpersonen zuerst professionell der Zahnbelag entfernt, anschließend sollten sie über vier Tage zur Zahnpflege ausschließlich zwei Mal täglich 10 Milliliter einer Spüllösung verwenden. Den Probanden war dabei nicht klar, ob sie eine Kontrolllösung, Aloe-vera-Extrakt oder eine Chlorhexidin-Lösung bekamen. Am vierten Tag wurden entstandene Plaqueanlagerungen mit einer Färbelösung sichtbar gemacht und ausgewertet.
Die Wirkung des Aloe-Vera-Extrakts war überzeugend: Die Heilpflanze konnte ohne einen statistischen Unterschied das Plaquewachstum ebenso effizient verhindern wie Chlorhexidin. Während sich etwa zwei Drittel der Testteilnehmer bei der chemischen Spülvariante allerdings über bräunliche Zahnverfärbungen und einen unangenehmen Geschmack beklagten, gab es derartige Nebenwirkungen in der Aloe-vera-Gruppe nicht.
In einem anderen Versuchsansatz untersuchte die Forschergruppe eine ähnlich große Patientengruppe über 30 Tage. Neben der Plaqueentstehung betrachteten die Zahnmediziner auch den Zustand des Zahnfleisches der Probanden. Auch hier war zu beobachten, dass ein Rückgang des Zahnfleischblutens gleichermaßen mit Chlorhexidin wie mit Aloe vera erzielt werden konnte.
Gerade vor dem Hintergrund steigender Resistenzen krankmachender Keime gegen bekannte Antibiotika könnte Aloe vera eine vielversprechende Alternative im Kampf gegen Erkrankungen im Mundraum sein. Bislang fehlen jedoch noch weitergehende Studien, die zum einen für eine gesicherte Datenlage nötig sind und die zum anderen konkret die wirksamen Substanzen identifizieren.